Anfang des Jahres hatten einzelne Risse von Nutz-und Wildtieren im Nordschwarzwald den Blätterwald zum Rauschen gebracht, danach war es längere Zeit in Sachen Wolf ruhig. Obwohl man davon ausging, dass sich ein bis zwei Wölfe im Land aufhalten, gab es lange keine offiziellen Meldungen über Sichtungen oder Risse. Für mediale Aufmerksamkeit sorgten nur eine Veranstaltung der FDP im Landtag und ein Symposium des MLR über Wölfe und Weidewirtschaft.
Dann der „Paukenschlag“ Anfang Mai: Ein Wolf wird für den Tod von über 40 Schafen in Bad Wildbad verantwortlich gemacht. Es ist inzwischen nachgewiesen, dass der aus Niedersachsen zugewanderte Wolf das Massaker veranstaltet hat ( Pressemeldung des Umweltministeriums Baden-Württemberg).
Die Attacke hat die Auseinandersetzung über den Umgang mit zugewanderten Wölfen wieder neu entfacht: Herdenschutzmaßnahmen und großzügige Entschädigungsregelungen auf der einen Seite, die Forderung nach einem letalen Eingriff bei Problemwölfen auf der anderen Seite prägen die Diskussion. Grundsatzfragen wie „Ist ein Wolf, der im „Blutrausch“ mehr Schafe tötet als er fressen kann, ein „Problemwolf“ oder ist das natürliches Verhalten, das keinen letalen Eingriff rechtfertigt? nehmen wieder breiten Raum ein und zeigen das Dilemma, in dem manche Naturschutzleute stecken: Einerseits heißen sie Wölfe willkommen, andererseits erkennen sie, dass Wölfe die Weidewirtschaft, die in Baden-Württemberg auch zur Landschaftspflege wichtig ist, beeinträchtigen können.
Wir Jäger werden in den Medien bei der Diskussion um die Aufnahme des Wolfes ins Jagdrecht automatisch in eine Schublade gesteckt: Die wollen halt Wölfe schießen. Was für eine einfältige und falsche Unterstellung, die fast reflexartig geäußert wird, wenn es um Jagd und Jäger geht!LJV (und DJV) machen sich nicht aus „Jagdfieber“ für die Aufnahme des Wolfes ins Jagdrecht stark, sondern weil sie als vom Wolf Betroffene beim Wolfsmanagement mitreden und mitentscheiden wollen. Außerdem sind sie – weil flächendeckend im Land präsent – für ein Monitoring prädestiniert.
Aufgrund der massiven Schäden an Weidetieren tagte erstmals in Baden-Württemberg ein Koordinierungskreis aus Vertretern von Behörden, Naturschutz,- Landwirtschafts- Tierhalterverbänden (einschließlich LJV), um das weitere Handeln zu besprechen.
Das Umweltministerium hat inzwischen den mutmaßlichen Aufenthaltsort des Wolfes, der sich schon länger in der Raumschaft aufhält, zum Wolfsgebiet erklärt. Dies hat zur Folge, dass Weidetierhalter ihre Herden dort besonders schützen müssen (z.B. durch elektrisch gesicherte hohe Zäune und Herdenschutzhunde), aber auch eine besondere Förderung vom Land bekommen.
Als weitere Konsequenz wird der bisherige Handlungsleitfaden Wolf, der sich um das Auftreten einzelner, durchziehender Wölfe kümmert, zu einem Managementplan weiterentwickelt werden müssen. Das federführende Umweltministerium hat signalisiert, Landwirte und Jäger dabei aktiv mit einzubeziehen.
Verschiedene Nutzerverbände –darunter der LJV – haben ein gemeinsames Forderungspapier veröffentlicht, das sich an das Land richtet.