Landesjägertag 2019 in Sigmaringen

Im Zeichen des Hirsches

  • Sigmaringer Stadthirsch

  • Schlagabtausch bei der Podiumsdiskussion beim LJT 2019

  • LJM Dr. Friedmann überreicht Minister Hauk den Sigmaringer Stadthirsch

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Beim gut besuchten Landesjägertag in Sigmaringen gab es auch in diesem Jahr keine „Grußwortorgie“, sondern ein Podiumsgespräch rund um den zum damaligen Zeitpunkt noch nicht erschienenen Wildtierbericht.
Diskutanten waren Landwirtschaftsminister Peter Hauk, MdL, Reinhold Pix, MdL, jagdpolitischer Sprecher der Grünen-Landtagsfraktion, Hilmar Freiherr von Münchhausen, Geschäftsführer der Deutschen Wildtierstiftung, Kraft Erbprinz zu Hohenlohe-Oehringen als Vertreter der Familienbetriebe Land und Forst sowie LJV-Wildbiologe Klaus Lachenmaier, der für den LJV die Entstehung des Wildtierberichts hautnah mitgestalten konnte.

Auftaktstatement Minister Peter Hauk

Auftakt des von Prof. Dr. Ulrich Schraml, FVA Freiburg, geleiteten Podiumsgesprächs bildete eine „Keynote“ von Landwirtschaftsminister Peter Hauk. Es gelte der Naturentfremdung, die auch die Jagd betreffe, entgegenzuwirken. Einen wichtigen Beitrag für die Zukunft der Jagd sieht Hauk im Angebot von nachhaltig erzeugtem Wildbret und Fellen.
Mit dem Artenschutz werden bei uns mitunter übertrieben, darunter leide seine Glaubwürdigkeit. Bestes Beispiel sei derzeit der Biber, der sich vehement ausbreitet. Unverständnis äußerte Hauk darüber, dass weder Biber noch Wolf dem Jagd- und Wildtiermanagementgesetz unterstellt werden.
Ihre Nichtaufnahme ins Schutzmanagement des JWMG entspreche nicht dem Geist des Gesetzes.

Podiumsgespräch 

Bei der Podiumsdiskussion waren sich die Diskutanten noch weitgehend einig, als es um die Bedeutung des Berichtes, des Wildtiermonitorings und die Bedeutung der Jäger dafür ging.
Als es konkret um einige Wildarten ging, prallten unterschiedliche Meinungen aufeinander und sorgten für eine spannende Diskussion. Der Biber ist zwar aus Sicht des Naturschutzes ein Landschaftsgestalter, er würde aber auch Millionen an Kosten verursachen, wenn man ihn ungestört wirken ließe.

Besonders beim Rotwild gab es dann einen munteren Schlagabtausch unterschiedlicher Ansichten:
Deutliche Worte fand Freiherr von Münchhausen: Baden-Württemberg ist das rotwildfeindlichste Bundesland, es hat bei der Rotwildverbreitung die rote Laterne. Vor 13 Jahren sprach ein Vertreter des Landes bei einer Tagung davon, dass Baden-Württemberg noch Hausaufgaben zu machen habe. Münchhausen stellte deshalb die berechtigte Frage: „Wie lange wollen sie noch ihre Hausaufgaben machen?“ und forderte: „Geben sie dem Rothirsch im Land mehr Lebensraum“. Der Wildtierbericht behandle Rotwild nur in den Rotwildgebieten, obwohl die Art auch außerhalb vorkommt. Außerhalb der Gebiete finde in BW kein Management statt, sondern eine Exekution dieser Art!
Minister Hauk verwies auf die „Hochleistungswaldwirtschaft“ mit artenreichen Wäldern, in denen im Gegensatz zu den Kieferwäldern im Norden und Osten der Republik eine Koexistenz schwieriger sei. Außerdem seien im Nord-Schwarzwald die Hausaufgaben immer noch nicht erledigt. Da es bisher keine genetische Verarmung in den Rotwildgebieten gebe, sei eine weitere Öffnung vorerst nicht erforderlich. Erbprinz Hohenlohe konstatierte: Wenn der Wolf in Rotwildgebieten weiter Fuß fasst, wird er schon für Dynamik und Migration des Rotwildes sorgen. Er sieht die Forderung nach einer stärkerer Ausbreitung aber mit „gemischten Gefühlen“: Als Vertreter der Waldbesitzern muss er dies ablehnen, weil profitabler Waldbau mit Rotwild schwieriger umzusetzen ist als ohne, persönlich sieht er es differenzierter. Dass es mit dem Rotwild im Land so schleppend vorwärts geht, ist laut Pix auch die Folge einer personellen Unterbesetzung beteiligter wissenschaftlicher Institutionen. Außerdem brauche die Umsetzung des Konzepts im Nord-Schwarzwald noch mehr Zeit. Vision müsse eine „Rotwildkonzeption BW sein“. Klaus Lachenmaier forderte ein Umdenken bei den Waldbesitzern und appellierte zu gemeinsamem Handeln.
Das sieht auch LJM Dr. Friedmann so: “Es gibt Wege, Wild und Wald zusammenzubringen.“ Und an den Minister gewandt: „Wenn wir zusammen zur Rotwildbrunft nach Philippsburg gehen, haben wir erreicht, was wir wollen“. Damit der Minister daran erinnert wird, sich über den künftigen Umgang mit Rotwild im Land Gedanken zu machen, überreichte er dem Minister den Sigmaringer Stadthirsch.

Der LJV wird dafür sorgen, dass das Thema Rotwild in der jagdpolitischen Diskussion wieder mehr in den Vordergrund rückt: Im Frühjahr 2020 läuft die Rotwildverordnung aus dem Jahr 1958 (!) aus. Anlass genug, um über einen anderen Umgang mit unserer größten Wildart nachzudenken.

Was gab es noch beim Landesjägertag?

DJV-Präsident Hartwig Fischer gab seine „Abschiedsvorstellung“, er tritt beim Bundesjägertag im Juni aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr an. Er ging auf einige Punkte seiner umfangreichen Tätigkeit in zwei Wahlperioden beim DJV ein, den Umgang mit dem Wolf und die Balgnutzung durch die Fellwechsel GmbH stellte er besonders heraus. LJM Dr. Jörg Friedmann würdigte die Bedeutung der Arbeit des scheidenden Präsidenten für die Jagdpolitik und den Verband und hob die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Baden-Württemberg hervor. Als Abschiedsgeschenk überreichte er Fischer den LJV –Bronzekeiler als Zeichen besonderer Anerkennung und Wertschätzung.
Prof. Dr. Walter Jäger hat das „Grüne Jägerliederbuch“ gründlich entschlackt und neu herausgegeben. Ein Chor aus über 400 Anwesenden intonierten daraus „Auf, auf zum fröhlichen Jagen.“ Das Liederbuch soll die alte Tradition des Singens nach Jagden wieder beleben.
Bei der Delegiertenversammlung am Nachmittag gab es keine Überraschungen, die Entlastungen erfolgten einstimmig, der Haushalt für 2019 wurde genehmigt. LJM Dr. Jörg Friedmann machte in einem ausführlichen mündlichen Bericht über das, was den Verband im Jahr 2018 bewegt hat, die Arbeit von Präsidium und Geschäftsstelle transparent , was bei den Delegierten sehr gut ankam. Die Präsentation können Mitglieder im Mitgliederbereich (Mein LJV - Geschäftsberichte) einsehen. 

Im nächsten Jahr tagen die Jäger am 25. April in Schluchsee.