(Öhringen, 30. Juni 2024) Auf der Jagd gibt es kein schlechtes Wetter – nur schlechte Kleidung. Und so trotzten die insgesamt 600 Jagdhornbläserinnen und -bläser unter dem sprichwörtlichen Schirm des Landesjagdverbandes Baden-Württemberg e. V. (LJV) in ihrer prächtigen und aufwändigen Kleidung dem Regen auf dem Landesbläsertreffen in Öhringen. Über vier Stunden haben sich am Sonntagvormittag rund 50 Bläsergruppen und Kleinformationen in Form von Solo-, Duo- oder Trio-Bläsern in der herrlich grünen Parkanlage zwischen Residenzschloss und Jugendpavillon im Wettstreit gemessen.
Je nach Wertungsklasse musste jede Formation zwei oder drei Pflichtstücke und ein selbstgewähltes Kürstück vortragen, darunter Jagdsignale wie „Aufbruch zur Jagd“, aber auch Melodien wie die „Wasser-Fanfare“ oder der „Jägerchor“ aus dem „Freischütz“. Die einzelnen Auftritte waren minutiös geplant, der Zeitplan exakt und reibungslos getaktet.
Alle zwei Jahre treffen sich dutzende der besten Bläsergruppen des Landes Baden-Württemberg zum gemeinsamen Blasen mit Wettbewerb. Bis heute hat die Jahrhunderte alte Tradition des Jagdhornblasens eine große Bedeutung für die Jägerinnen und Jäger. Dabei steht sie mitnichten im Kontrast zu den immer jünger und technisierter werdenden Waidmännern und -frauen, sondern stärkt die Gemeinschaft und lässt die Teilnehmenden selbst über Ländergrenzen hinweg zusammenrücken. Aus ganz Baden-Württemberg, dem Saarland, Rheinland-Pfalz und der Schweiz waren die Bläserinnen und Bläser angereist, um sich zu messen – dabei konnten die Musizierenden zum ersten Mal auch ohne Wertung teilnehmen.
Das Blasen der Naturhörner erfordert viel Übung, gutes Jagdhornblasen ist eine Kunst. Der Ansatz muss passen, der Luftdruck stimmen, die Töne sitzen und die Gruppe harmonieren. Bewertet wurde die Leistung nach Tonreinheit und notengerechtem Vortrag – auch der Gesamteindruck spielte in die Bewertung mit ein. Falsche Töne, Schwankungen im Tempo oder zu lange Pausen gaben Punktabzug.
Auf dem Siegertreppchen zeigte sich: Die Kreisjägervereinigung Hohenlohe punktete nicht nur als Gastgeber, sondern auch auf dem Wettbewerbsplatz. Die Hohenloher holten den Sieg mit der Jagdhornbläsergruppe Öhringen in der Klasse G, in der sowohl die kleineren Fürst-Pless-Hörner als auch die großen Parforce-Hörner geblasen werden, sowie im Duo-Wettkampf mit Michael Mugele und Christian Klimmer nach Hause. Beste Solistin war Rachel Bauer-Wied der Jägervereinigung Stuttgart, als bestes Trio punkteten Jörg Rothfuß, Roger Stötzer und Tanja Stötzer aus der Kreisjägervereinigung Tübingen. Spitzenreiter in der Klasse A – nur Fürst-Pless-Hörner – war die Jagdhornbläsergruppe Kaiserstuhl der Jägervereinigung Freiburg.
Getrennt von den Formationen, die mit in „B“ gestimmten Jagdhörnern antraten, wurden die Gruppen, deren Instrumente in „Es“ gestimmt sind, bewertet. Gewinner der Hauptstufe in „Es“ war die noch recht junge Gruppe der Jagdhornbläser Mittelmühle der JV Crailsheim, den Sieg in der noch anspruchsvolleren Kunststufe holte sich die Parforcehorn-Gruppe Schömberg der Jägervereinigung Zollernalbkreis.
Einen Gänsehautmoment hatten sich Landesbläserobmann Walter M. Löw und die Kreisjägervereinigung Hohenlohe zum großen Finale aufgehoben: Alle 600 Bläserinnen und Bläser erhoben im prächtigen Hofgarten vor dem Renaissance-Schloss ihr Horn. Gemeinsam bliesen sie Signale und Stücke, mit welchen sie zuvor noch im Wettkampf gegeneinander angetreten waren. Ob Sieger oder nicht, ob Wettkampfteilnehmer oder nicht – hier zeigte sich noch einmal die volle Stimmgewalt und der große Zusammenhalt der Jagdhornbläser in Baden-Württemberg.