Bei der sogenannten Scheinwerferzählung werden alljährlich im Frühjahr und im Herbst die Feldhasen gezählt. Ergebnis: trotz aller Widrigkeiten hält sich der Feldhase in Baden-Württemberg gut.
STUTTGART (04.04.2023) Die Feldhasenpopulation wird sowohl im Frühjahr als auch im Herbst in etwa 150 Zählrevieren durch engagierte Jägerinnen und Jäger erfasst. Dabei werden bei Dunkelheit bestimmte Strecken im Jagdrevier mit dem Auto abgefahren und mit Hilfe eines Scheinwerfers die Offenlandflächen auf der Suche nach Feldhasen abgeleuchtet. Die erhobenen Daten werden von der Wildforschungsstelle des Landes Baden-Württemberg ausgewertet. Der am Landwirtschaftlichen Zentrum Baden-Württemberg angesiedelten Forschungseinrichtung obliegt auch die Betreuung der teilnehmenden Reviere. Das Projekt ist Teil des Wildtier-Informationssystems der Länder Deutschlands und wird gemeinsam mit dem Landesjagdverband Baden-Württemberg durchgeführt. Für das Jahr 2022 ermittelten die Jäger eine Frühjahrsdichte von rund 14 (Vorjahr 16) Feldhasen pro Quadratkilometer Offenlandfläche. Die Populationen unterliegen jährlichen wie regionalen Schwankungen, aber sie sind seit Beginn der Erfassung im Jahr 1997 und Veröffentlichung konsolidierter Daten 2001 insgesamt stabil geblieben.
Jedes Jahr zu Ostern wird Meister Lampe der Bevölkerung in das Gedächtnis gerufen. Als Schokohase oder als Dekorationsstück wird man daran erinnert, dass es ihn noch gibt. Einst Allerweltstier der Agrarflur, ist sein Anblick seit den 70er Jahren jedoch seltener geworden. Die Intensivierung der Agrarlandschaft, aber auch die Flächenversiegelung sowie der zunehmende Straßenverkehr haben seine Lebensräume verschlechtert. Hinzu kommen Krankheiten und zahlreiche Fressfeinde. Trotz aller Widrigkeiten hält sich der Feldhase in Baden-Württemberg also gut, denn in den letzten vier Jahren wurden Höchstwerte gefunden. Der 2022 festgestellte Herbstdurchschnitt von rund 19 Feldhasen belegt nicht nur ein gutes Hasenjahr, was zahlreichem Nachwuchs entspricht, sondern stellt dabei sogar den Höchstwert seit 1997 dar.
Die höchsten Feldhasenbesätze sind dabei in klimatischen Gunsträumen, in der gesamten Rheinebene sowie im Donau-Iller-Lech-Raum zu finden. Die Schlusslichter der Hasenpopulation bilden traditionell der Hochrhein und das voralpine Hügel- und Moorland.
„Ein Wildtiermonitoring, also ein zielgerichtetes und langfristiges Erfassen der Wildtierbestände, ist wichtig für deren Erhalt und eine nachhaltige Nutzung“, sagt Klaus Lachenmaier, Wildbiologe beim Landesjagdverband Baden-Württemberg. „Die Feldhasenbestände sind wichtige Indikatoren für die Lebensraumbedingungen in der Agrarlandschaft und wir hoffen, dass mit dem Monitoringergebnissen erste Erfolge der Allianz für Niederwild sichtbar werden.“ Auch Rebhuhn, Fasan, Feldlerche und andere Arten reagieren sensibel auf Lebensraumveränderungen. Aus diesem Grund hat das Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz das Projekt „Allianz für Niederwild“ ins Leben gerufen, das von Wildforschungsstelle und Landesjagdverband durchgeführt wird. Dieses möchte die ökologischen Bedürfnisse der Offenlandarten mit den agrarökonomischen Erfordernissen verzahnen: so sollen agrarpolitische Rahmenbedingungen besser genutzt und ausgebaut werden, die eine Förderung der Niederwildarten und den Erhalt und Verbesserung der Lebensräume in der Feldflur möglich machen.