(Stuttgart, 23. Juli 2024) Durch das Auerhuhn-Balzplatzmonitoring können Jäger, Förster, Ornithologen sowie Akteure des FVA-Wildtierinstituts und des Nationalparks Schwarzwald den aktuellen Bestand der Auerhähne erfassen. Zusammengetragen werden diese Zahlen jährlich durch Dr. Gerrit Müller, Leiter der Auerwildhegegemeinschaft im Regierungsbezirk Freiburg (AHG). Insgesamt wurden im Schwarzwald in diesem Jahr 111 balzende Hähne erfasst. Der Tiefstand vor zwei Jahren, als nur 97 Hähne gezählt wurden, scheint somit erst einmal überwunden. Im Vergleich zum Jahr 2014 allerdings, als beim Monitoring 260 Hähne erfasst wurden, liegt die Zahl immer noch um mehr als die Hälfte niedriger.
Verbreitungsgebiet geschrumpft
Umfangreiche Maßnahmen zur Lebensraumverbesserung durch die Waldbesitzer wie auch der Schutz vor Prädatoren durch deren Bejagung werden durch den Maßnahmenplan Auerhuhn des baden-württembergischen Ministeriums für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz (MLR) finanziell gefördert. Während der Maßnahmenplan als wichtiges Instrument zur Rettung des Auerhuhns allgemein begrüßt wird, wurde deutliche Kritik an der Verzögerung der Veröffentlichung der aktuellen Verbreitungskartierung laut. Nach den Ergebnissen der seit Monaten abgeschlossenen fachlichen Grundlage ist das Verbreitungsgebiet im Schwarzwald in den letzten fünf Jahren weiter geschrumpft, so das zuständige Wildtierinstitut der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA). Der LJV und die Auerwildhegegemeinschaft im Regierungsbezirk Freiburg (AHG) fordern das MLR auf, die durch Jäger, Förster und Experten aktualisierte Flächengrundlage für die Artenschutzmaßnahmen schnellstens zu veröffentlichen. Nur sie biete als aktualisierte Fachgrundlage die Möglichkeit, Eingriffe in Lebensräume des Auerhuhns zu beurteilen und Fördermaßnahmen präzise einzusetzen.
Regionale Zahlen von Nord- und Südschwarzwald
Dr. Karl-Eugen Schroth, Leiter des Auerwildhegerings Freudenstadt, präsentierte zusammen mit Raffael Kratzer vom Nationalpark Schwarzwald die Zahlen für den Regierungsbezirk Karlsruhe. Hier konnten in diesem Jahr 51 Hähne an den Balzplätzen erfasst werden. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr waren es 47, 2022 nur 43. Damit konnte der Stand von 2021 wieder erreicht werden, als 50 Auerhähne gezählt wurden.
Die Verteilung ist jedoch regional etwas unterschiedlich. Während im Landkreis Rastatt die Zahlen stagnieren, gibt es auf Flächen des Nationalparks Schwarzwald im Landkreis Freudenstadt einen wahren Lichtblick. 28 Hähne wurden hier vom Team um Raffael Kratzer erfasst und somit fünf mehr als noch im Vorjahr. Die Maßnahmen des Nationalparks Schwarzwald scheinen Wirkung zu zeigen. Raffael Kratzer berichtete zudem, dass zusätzlich viele Junghähne gesichtet wurden. Somit besteht Hoffnung, dass sich diese in den nächsten Jahren an der Balz beteiligen werden. Kratzer berichtete zudem, dass in diesem Jahr die Hauptbalz wetterbedingt sehr früh, nämlich schon Mitte April, stattfand. Dies war kurz vor dem Wintereinbruch, welcher im Land Einzug hielt und die weitere Erfassung erschwerte.
Die Zahlen des AHG-Leiters Dr. Gerrit Müller belegen: Auch im Regierungsbezirk Freiburg konnte die weitere Talfahrt mit dem Ergebnis von 60 gezählten Hähnen angehalten werden – immerhin einer mehr als noch im vergangenen Jahr. Auch hier wurde die Erfassung durch das unbeständige Wetter erschwert.
Eine Verschlechterung des Lebensraums durch Lebensraumzerschneidung, intensive Forstwirtschaft und verstärkte Freizeitnutzung sowie die Zunahme von Prädatoren wie Fuchs und Marder und schlechte Witterungsbedingungen bringen den Urvogel des Schwarzwalds an den Rand des Aussterbens.
Auerwild-Monitoring
Beim Balzplatzmonitoring werden die Hähne an den Balzplätzen gezählt. Junge einjährige Hähne nehmen oft nur passiv teil und werden nur miterfasst, wenn sie aktiv an der Balz teilnehmen. Die Zahl der Hennen ist bei der Balz nicht ermittelbar. Die sensiblen Hühner dürfen durch die Erfassung keinesfalls gestört werden, daher führen nur erfahrene Beobachter, Jäger und Förster die Zählungen durch.
Das in fünfjährigen Zeiträumen aktualisierte Verbreitungsgebiet der Auerhühner wird durch Beobachtungen und indirekte Nachweise wie Losung, Fährten und Federn zusammengetragen und kartografiert. Aktuell wurden alle Meldungen der Jahre 2019 bis 2023 durch das FVA-Wildtierinstitut ausgewertet.