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Dass wir Luchs, Wildkatze und Co. nie zu Gesicht bekommen liegt daran, dass sie sich gut versteckt in Wald- und Gehölzstrukturen bewegen. Um mehr über das versteckte Leben von Wildtieren zu erfahren und zu prüfen, ob Fotofallen für ein dauerhaftes Monitoring von Korridoren geeignet sind, haben Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA), Landesjagdverbands, WWF und engagierten Jägerinnen und Jägern im Gemeinschaftsprojekt „Wildtiermonitoring am Hochrhein“ zwischen 2017 und 2020 ein gemeinsames Projekt bearbeitet. Es standen insgesamt 32 Fotofallen für einen Zeitraum von 12 Monaten im Feld und lieferten viele wertvolle Informationen.
Das Projekt wurde finanziell gefördert durch die Postbank Lotterie.
Das Hochrheingebiet ist durch seine Lage zwischen dem Schwarzwald und dem Schweizer Jura für viele Wildtierarten von großer Bedeutung: durch wandernde Individuen findet hier der Austausch zwischen den beiden genannten Lebensräumen statt. Jedoch ist für die meisten Wildtiere heute der Wechsel zwischen den Gebieten aufgrund menschlicher Bebauung schwer passierbar. Ohne die gezielte Erhaltung von Wildtierkorridoren wird sich diese Situation künftig zuspitzen. Aus diesem Grund entwickelte die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württembergs (FVA) den Generalwildwegeplan (GWP) - ein Fachkonzept zur Erhaltung von Wildtierkorridoren. Im GWP sind für das Hochrheingebiet Korridore ausgewiesen, die über den Rhein Wildwechsel zwischen den beiden Großräumen Schwarzwald und Schweizer Jura ermöglichen (s. Abbildung).
Für die Erhaltung und Entwicklung dieser Korridore ist das Wissen über die Präsenz von Wildtieren und deren räumliche und jahreszeitliche Verteilung Voraussetzung. Dieses Wissen ist bei den Jagdausübenden vorhanden, da sie durch ihre Präsenz in den Lebensräumen die dortige Situation regelmäßig erleben. Eine enge Zusammenarbeit von Forschenden und Jagdausübenden im Wildtiermonitoring war daher wünschenswert.
Die Standorte der Wildtierkameras wurden bewusst in den Korridoren des Generalwildwegeplans (GWP) und weiteren bekannten Fernwechseln wandernder Wildarten ausgewählt. So geben beispielsweise Bilder von Gämsen außerhalb ihres erwarteten Lebensraums Hinweise auf ihre Wanderungen und ihre Nutzung von Wanderkorridoren des GWP.
Über ein Jahr standen die Kameras im Hochrhein-Gebiet – einer Drehscheibe von Wildtier-Wanderwegen und ein wichtiger Bereich für den Wechsel von Wildtieren zwischen Deutschland und der Schweiz. Neben Rehen, Dachsen, Wildschweinen und Füchsen haben die Apparate Feldhasen, Gämse, Sika, Marder und diverse Vögel fotografiert. Ein Rehbock gab seinen angestammten Ruheplatz preis und einzelne Bäume zeigten sich als Kommunikations-Treffpunkt vieler unterschiedlicher Tiere.
Die Daten wurden gemeinsam mit den Wildtierbeauftragten, den Fachpersonen im Wildtiermanagement und den Jagdausübenden mittels Kamerafallen erhoben und anschließend an der FVA in enger Zusammenarbeit mit dem LJV und dem WWF ausgewertet. Die Resultate dieses besonderen Kooperationsprojektes bilden den Grundstein für ein effizienteres Wildtiermonitoring am Hochrhein und ermöglichen somit auch die Optimierung der Planung der Wildtierkorridore.
Am 7. Februar 2020 fand im Landratsamt Waldshut eine sehr gut besuchte Abschlussveranstaltung statt, in dem die Projektbeteiligten ihre Erfahrungen austauschten und die Ergebnisse vorgestellt wurden.
Die unterschiedlichen Akteure spiegeln die zentrale Erkenntnis des Projektes wider: Dass ihre vermeintlich verschiedenen Interessen hier ganz nahe beieinander liegen – die Wildtiere und deren Zukunft. Denn geeignete und durchgängige Wanderrouten sind unerlässlich für ihre Verbreitung und den genetischen Austausch zwischen den Tierpopulationen.
Über 100.000 Bilder von Wildtierkameras mit 9.388 Tiersequenzen geben Einblicke in das heimliche Leben unserer heimischen Wildtiere und zeigen die Nutzung von Korridoren als Wildwanderwege.
Das Projekt wurde im Frühjahr 2020 mit einem umfassenden Abschlussbericht beendet.
Der Landesjagdvervband Baden-Württemberg dankt allen Projektbeteiligten für die gute und fruchtbare Zusammenarbeit.