Der Dachs (Meles meles) wurde in Deutschland einst nahezu ausgerottet: Zwischen 1962 und 1972 wurden deutschlandweit ca. 28.000 wildlebende Tiere positiv auf das Tollwutvirus getestet – davon alleine 23.000 Füchse als Hauptüberträger der Tollwut. Im Zuge der Tollwutbekämpfung wurde hauptsächlich in den 70er Jahren versucht, die Fuchsdichte und damit den Übertragungsweg der Tollwut durch die gezielte Begasung von Fuchsbauen einzudämmen. Hauptleidtragender dieser Maßnahme war jedoch der Dachs. Es dauerte mehr als zwei Jahrzehnte, bis sich die bundesweite Population wieder erholt hatte.
Allesfresser mit Vorliebe für Mais
Heutzutage ist der Dachs wieder eine sehr häufig vorkommende Art in unseren Revieren, welche mittlerweile sogar relativ häufig für größere Probleme sorgen kann. Für das Niederwild stellt er keine große Bedrohung dar, denn der Dachs ist eher ein Sammler als ein Jäger. Er trottet gemütlich durch die Welt und frisst das, was er gerade findet. Jungwild oder Gelege von Bodenbrütern stehen dabei genauso auf dem Speiseplan wie Aas oder aber verschiedene Getreide-, Obst- oder Gemüsearten. Der Dachs ist ein typischer Allesfresser, welcher aufgrund seiner Größe und der fehlenden natürlichen Feinde bis in Siedlungsbereiche weit verbreitet ist. Doch gerade dort sorgt er für große Probleme. Gebäude oder Infrastruktur werden unterhöhlt oder sogar ganze Böschungen bzw. Hanglagen drohen einzubrechen oder abzurutschen. Die dadurch entstehenden Schäden belaufen sich schnell auf einige tausend Euro. Auch in der Landwirtschaft sorgt Meister Grimbart oft für Unbehagen. Der vermehrte Anbau von Mais in den vergangenen Jahrzehnten ließ die Anzahl der Dachse vielerorts regelrecht durch die Decke schießen.
Dachsschäden sind nicht grundsätzlich wildschadensersatzpflichtig, dennoch gilt: Wer ein gutes Verhältnis zu seinen Landwirten, der Kommune oder privaten Grundeigentümern haben möchte, sollte sich auch diesen Problemen stellen. Doch wie, ist häufig die Frage. Während uns im Siedlungsbereich meistens die Hände gebunden sind und wir neben baulichen oder vergrämenden Maßnahmen nur zur Falle greifen können, haben wir es im Revier deutlich einfacher, denn Dachse fangen sich meist recht schlecht.
Wer den Bau hat, hat den Dachs
Wer sich mit der Biologie des Dachses etwas beschäftigt, weiß schnell: Wer den Bau hat, hat auch den Dachs. Während der Fuchs bei schönem Wetter beispielsweise gerne auf dem Bau in der Sonne liegt, verbringt der Dachs den Tag fast ausschließlich im Bau. Dabei sind Dachse wahre Baumeister. Wenn der Standort es zulässt, graben Dachse oft sehr große Bauanlagen – auch Burgen genannt – mit vielen Röhren, welche teilweise zum selben Kessel führen. Dachsburgen mit 20 oder mehr Röhren, die oft mehrere Meter tief in das Erdreich ragen, sind dabei keine Seltenheit. Früher hat man Dachse oft noch mit dem Bauhund bejagt. Wirklich zu empfehlen ist diese Art der Bejagung allerdings nur dort, wo die Röhren nicht allzu tief unter der Oberfläche liegen und wir im Idealfall sogar Sandböden haben, um beim Graben schnell voran zu kommen. Dachse graben ihre Baue allerdings auch gerne in Hanglagen, selbst in teilweiße steinigem oder felsigem Gelände. Hier verbietet sich die Jagd mit dem Hund generell.
In Baden-Württemberg ist die Baujagd am Naturbau generell verboten. Dennoch kann man Dachse sehr einfach am Bau bejagen. Gerade in den Sommermonaten von Juni bis August ist ein Ansitz am Bau besonders erfolgversprechend. Jung- und Altdachs können hier meist schon am Tag beobachtet werden und sind somit leichte Beute. Dabei bedarf es in der Regel nicht einmal einer aufwendigen Ansitzeinrichtung, mit der Flinte und dem Sitzstock oder einem dunklen Plastikeimer fünf bis zehn Meter neben einer viel befahrenen Röhre – und der Erfolg lässt nicht lange auf sich warten. Jungdachse sind im Juni und Juli abends oft schon bei bestem Tageslicht anzutreffen, die Altdachse Anfang August dann eher in der Dämmerung. Dennoch könnten die Bedingungen für einen sicheren Schrotschuss hier nicht besser sein.
Doch was tun, wenn der Bau so unzugänglich liegt, dass keine Jagd am Bau direkt möglich ist? In solchen Fällen stellt die Passjagd das Mittel der Wahl dar. Auch hier gilt das Motto: Wer weiß, wie der Dachs läuft, hat einfaches Spiel. Der Weg zum nahegelegenen Getreide oder Maisfeld ist stehts der Gleiche. Wer also einen Pass findet, der einen Weg oder eine Schneise kreuzt, hat mit Flinte und Sitzstock gerade in den frühen Morgenstunden die besten Chancen.
AM BAU ODER PASS
Erfolgreich mit der Flinte
Guter Wind: Dachse sehen nicht besonders gut, sie verfügen aber über einen außerordentlich guten Geruchssinn.
Gutes Wetter: Am besten bejagen wir Dachse bei trockenem, warmem Wetter. Bei Regen oder zu kalter Witterung schliefen die Dachse erst sehr spät aus und halten sich erfahrungsgemäß nur für das Notwendigste außerhalb des Baus auf.
Kurze Entfernung und grobe Schrote: Dachse besitzen eine sehr dicke und widerstandsfähige Schwarte, die es zu durchdringen gilt. Schrote mit 3,5 bis 4 mm sind hierfür sicherlich ideal. Entfernungstechnisch sollte man nicht viel weiter als 20 Meter auf einen Dachs schießen.
Wer lieber etwas Abstand zu den doch recht massigen Wildtieren halten möchte oder keine ihm bekannten Baue im Revier hat, kann sich natürlich auch gezielt an Steinobstbäume wie Kirschen, Mirabellen, Zwetschgen oder Ähnliches auf einen Hochsitz setzen. Diese werden gerade im Sommer zwischen Juni und September bevorzugt aufgesucht, um von dem süßen Fallobst naschen zu können.
Benjamin Gut (LJV)