Blaualgen – Tödliche Gefahr für Hunde

Cyanobakterien – Blaualgen genannt – treten vorwiegend bei hoher Sonneneinstrahlung und stehenden Gewässern in großer Zahl auf. Nicht immer sind sie im Wasser zu erkennen, doch für unsere treuesten Jagdkameraden kann der Kontakt tödlich enden. Ein Erfahrungsbericht von Dr. Marek A. Meder.

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Jägerinnen und Jäger wissen um den Kreislauf des Lebens. Tod und Leben begleiten uns auf der Pirsch, in der Ausbildung und im Alltag mit dem Jagdhund. Doch wenn der treueste Jagdkamerad sein Leben auf tragische Weise verliert, trifft es uns ins Mark – vor allem, wenn dieser Tod vermeidbar gewesen wäre.

So mussten wir im Sommer 2024 auf bittere Weise erfahren, welche Gefahr in heißen Monaten in harmlos erscheinenden Gewässern lauern kann: die Blaualge, besser gesagt Cyanobakterien. Sie kosteten unseren Deutsch-Kurzhaar „Max“ das Leben – zwei Tage nach meinem und drei Tage vor seinem sechsten Geburtstag.
Ein scheinbar gewöhnlicher Sommertag
Auf einer Wohnmobiltour durch Polen erreichten wir im August einen idyllisch gelegenen Campingplatz mit direktem Zugang zu einem See. Es war heiß, auch in höheren Lagen des Tatra-Gebirges. Menschen badeten im Wasser, Hunde waren erlaubt – nichts deutete auf eine Gefahr hin.

Max war ein passionierter Wasserhund. Ob Fluss oder See, er sprang sofort ins Wasser, um nach Steinen zu tauchen. Ein Verhalten, das wir nie abtrainieren konnten – und auch nie wollten. Auch an diesem Tag durfte er baden. Niemand warnte vor Blaualgen, keine Beschilderung, keine Einschränkung. Nur andere Hunde waren nicht im Wasser, nur am Strand.

Am nächsten Morgen kam Max nicht aus seinem Hundezelt. Er schwankte, speichelte stark, fiel zu Boden. Eine tierärztliche Praxis in der Nähe war schnell gefunden. Die Diagnose: akutes Fieber mit über 44 Grad Körpertemperatur, veränderte Organwerte, vor allem Leber und Niere waren betroffen. Trotz Infusion und fiebersenkender Medikamente verschlechterte sich sein Zustand rapide.

Max wurde in seinem schattigen Platz im Wohnmobil weiter versorgt. In seiner Agonie begann er zu jaulen – für uns kaum auszuhalten. Noch bevor der Tierarzt zurückkehren konnte, um ihn von seinem Leiden zu erlösen, verstarb Max.

Rätselhafter Tod – später Verdacht
Zunächst war die Ursache nicht eindeutig. Die Symptome deuteten auf multiples Organversagen hin. Erst durch Gespräche mit der Campingplatzbetreiberin – die von einem ähnlichen Fall im Vorjahr berichtete – und spätere Hinweise von Freunden auf Presseberichte über verendete Hunde am Schluchsee und Rhein wurden wir hellhörig.

Alle Fälle traten zeitgleich auf – bei extremer Sommerhitze. Die Symptome der betroffenen Hunde stimmten überein. Die Behörden hatten damals bestätigt: Blaualgen (Cyanobakterien) waren die Ursache.

Für uns rückte der Verdacht zur bitteren Gewissheit. Auch wenn wir keine endgültige Diagnose erhalten konnten, sprechen alle Anzeichen für eine Vergiftung durch Blaualgen. Bis auf das trübe Wasser, was gerne im Badebereich ist, sind uns allerdings keine Schlieren o.ä. aufgefallen.

Cyanobakterien – unsichtbar und lebensgefährlich
Blaualgen sind keine Algen, sondern Bakterien, die sich bei hoher Sonneneinstrahlung, stehenden Gewässern und wenig Wasserbewegung massiv vermehren. Sie bilden giftige Stoffwechselprodukte, sogenannte Toxine, die Leber, Haut, Nervensystem und Nieren schädigen können.

Für Menschen, insbesondere Kinder, kann Kontakt zu Blaualgen Hautreizungen, Übelkeit oder Atemprobleme auslösen. Für Hunde jedoch, die das Wasser schlucken oder sich danach putzen, ist bereits eine geringe Menge potenziell tödlich.

Ein Appell an alle Hundeführer
Unsere neue Deutsch-Drahthaar-Hündin „Anna“ begleitet uns inzwischen auf der Jagd. Auch sie liebt das Wasser. Doch wir prüfen jeden See, jeden Tümpel mit wachsamerem Auge. Was wie ein schöner Apportierplatz aussieht, kann eine tödliche Falle sein. Wir teilen diese Erfahrung nicht nur in Erinnerung an Max, sondern in der Hoffnung, dass sie anderen Jagdhunden das Leben rettet.
 

Dr. Marek A. Meder


Typische Symptome bei einer Vergiftung beim Hund

  • Starkes Speicheln
  • Erbrechen, Durchfall
  • Apathie, Orientierungslosigkeit
  • Atemnot, Muskelzittern, Krämpfe
  • Veränderte Schleimhautfarbe
  • Kreislaufkollaps, Schock
  • In schweren Fällen: Tod innerhalb weniger Stunden

Was tun im Ernstfall?

  • Sofort Tierarzt oder Tierklinik kontaktieren
  • Symptome genau schildern, Hinweis auf möglichen Wasserkontakt geben
  • Keine Hausmittel oder Abwarten – Cyanotoxine wirken sehr schnell

Wie kann man vorbeugen?

  • Verdächtige Gewässer meiden, vor allem bei sommerlichen Temperaturen
  • Warnhinweise (Presse, örtliche Behörden) beachten
  • Wasserbeschaffenheit prüfen: grünlich-trübe Farbe, Schlieren oder Algenteppiche deuten auf Cyanobakterien hin
  • Andere Hunde beobachten – meiden diese das Wasser, kann das ein Warnsignal sein