Tierfund-Kataster: Auswertung Baden-Württemberg 2023/24

Die Anzahl der Totfunde bei Hase und Igel erreichen Spitzenwerte, während die Zahlen beim Rehwild rückläufig sind. Der LJV dankt den in BW aktiven Teilnehmern und Meldern.

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Im Tierfund-Kataster werden Daten sowohl zu jagdbaren, als auch zu nicht jagdbaren Arten gemeldet und gesammelt, um Aufschlüsse über die Todesursachen unserer Wildtiere zu gewinnen. Der jährliche Untersuchungszeitraum beginnt am 01. Oktober und reicht bis zum 30. September des Folgejahres. Im nun achten Jahr liegen insgesamt 14.384 Meldungen von Totfunden für Baden-Württemberg vor. Die Datensammlung des Tierfundkatasters erlaubt damit immer tiefere Auswertungen, die Hinweise auf Verlustursachen unserer Wildtiere geben.

Im aktuellen Berichtszeitraum vom 01. Oktober 2023 bis 30. September 2024 meldeten Teilnehmer im Tierfund-Kataster des LJV (TFK) insgesamt 1.843 Totfunde. Abzüglich der nicht verwendbaren Datensätze können davon 1.798 Meldungen ausgewertet werden.

Immer häufiger werden Funde von nicht jagdbaren Arten gemeldet. Die bislang höchste Artenzahl von 42 gemeldeten nicht jagdbaren Arten lässt eine zunehmende Meldebereitschaft für solche Funde erkennen. Mit 90 Funden von 23 Vogelarten vom Eisvogel bis zum Schwarzstorch wurde dabei ein neuer Rekordstand erreicht. Darunter wurden auch zwei Feldsperlinge als Verkehrsopfer gemeldet. Warum Funde dieser stark rückläufigen Art derzeit besonders wertvoll sind, erfahren Sie auf Seite 17 dieser Ausgabe.
Unter den nicht jagdbaren kleinen Säugetieren hat sich der auffallend stetige, zunehmende Trend beim Igel in einer Höchstzahl von 144 Meldungen niedergeschlagen. Nach wie vor gegenläufig dazu verhält sich trotz einem Anstieg auf 44 Meldungen der Trend beim Eichhörnchen, einem im Straßenbild sehr häufig wahrgenommenem Verkehrsopfer. Immer öfter gemeldet werden auch Verluste bei Bibern (20).

Zum Vergleich sind in der Tabelle 1 Säugetiere und Vögel jeweils in den Kategorien „Wildarten“ (jagdbar) und „andere Wildtiere“ (nicht jagdbar) getrennt aufgelistet. Betrachtet man die Fundzahlen der jagdbaren Wildarten, laufen einige der Meldezahlen wie bei Schwarzwild, Fuchs oder Dachs grob parallel zum Verlauf der Jagdstrecken. So auch in den letzten Jahren mit den Höchstwerten beim Rehwild. Überraschend fiel die Zahl der Totfunde in diesem Berichtsjahr deutlich ab.

Bei kleineren Arten, vor allem bei häufig in den verkehrsreicheren Ortschaften und Ballungsräumen vorkommenden Tieren, gibt es auch zur Jagdstrecke gegenläufige Trends wie beim Steinmarder. Wenig überraschen dagegen die den Jagdstrecken gegenläufigen Meldezahlen beim Feldhasen. Wie wir aus dem Scheinwerfermonitoring gut gesichert wissen, geht der Populationstrend aufwärts, und dem folgen auch die Fallwildmeldungen im Tierfundkataster – für dieses Jahr sogar mit einem neuen Höchststand von 117 gemeldeten Hasenverlusten.

Todesursachen 2023/24
Die klare Dominanz der Verkehrsunfälle inklusive der Verluste an Bahnstrecken unter den insgesamt 9 gemeldeten Todesursachen bleibt mit einem Anteil von 79,7 % (Vorjahr 82,3 %) stabil hoch. Menschengemachte Ursachen sind damit, zuzüglich weiterer 23 Fälle von Mahd-, Zaun- und Scheibenopfern, für insgesamt knapp 81 % der gemeldeten Wildverluste verantwortlich.

Die Zahl von 30 gefundenen Krankheitsopfern liegt erheblich höher als im Vorjahr (8), obwohl Staupe und Räude ja bereits seit längerem grassieren. Ebenfalls höher liegen auch die 55 gemeldeten Risse und Rupfungen (Vorjahr 42). Erstmals wurden darin eine nennenswerte Anzahl von Hunderissen gemeldet (18). Weitere 11 Todesfälle infolge von Verletzungen liegen auf dem niedrigen Vorjahresniveau (10). Natürliche Todesursachen zeichnen sich daher, inklusive von weiteren 3 Funden (Ertrinken, beim Setzen), für insgesamt 99 Fälle verantwortlich und damit nur für gut 5 % der Verluste. Bei 14 % der Meldungen konnte keine Todesursache erkannt werden.

Auswertungen des DJV auf Bundesebene
Noch eine Ergänzung aus den bundesweiten Zahlen: Der Deutsche Jagdverband (DJV) hat über 69.500 Datensätze des bundesweiten Tierfund-Katasters aus den Jahren 2018 bis 2023 ausgewertet. Das Rehwild führt, wie auch in Baden-Württemberg, die Liste der häufigsten Verkehrsopfer bundesweit mit 53 % an. Dann folgen Hasen und Kaninchen mit 11 % auf Platz 2 und das Raubwild mit Fuchs, Waschbär, Dachs und Marderhund mit insgesamt 9 % an dritter Stelle.

Klaus Lachenmaier (LJV)