Die Planungen für das großangelegte Projekt laufen seit 2016. Im März dieses Jahres wurden die Raumcontainer geliefert, mittlerweile ist alles eingerichtet und betriebsbereit. „Jetzt ist die letzte Möglichkeit, die Räume von innen zu sehen“, erklärt Fred Daniels, Leiter der Abbalgstation in Rastatt beim ersten und einzigen Pressetermin Ende Juni. Denn sobald der Betrieb aufgenommen wird, dürfen Besucher die Verarbeitungsräume aus veterinärrechtlichen Vorschriften nicht betreten.
Richtig losgehen soll es in ein paar Wochen. „Am Anfang werden wir phasenweise abbalgen, aber unser Ziel ist der Dauerbetrieb“, erklärt Daniels. Je nach Art können dann bis zu 100 Tiere pro Tag abgebalgt werden. In den Wintermonaten sollen jährlich mindestens 10.000 Tiere gesammelt und verarbeitet werden. Und der erste Kunde wartet schon: Die Firma Blaser wird noch in diesem Jahr eine exklusive Winterkollektion mit Fellwechsel-Produkten anbieten. Es wird eine Herrenweste mit Nutria-Innenfutter, eine Damenjacke mit Steinmarder-Kragen und einen Herrenparker mit Waschbär-Kragen geben. Um möglichst breit aufgestellt zu sein, wird die Fellwechsel GmbH aber verschiedene Vermarktungswege nutzen. Sie wird zum einen eigene Produkte anbieten, zum anderen die Bälge weiterverkaufen. Außerdem können Jäger ihre Tiere über Fellwechsel zum fertigen Balg oder in Kooperation mit AKAH den Fuchs direkt zu einem tollen Produkt wie einem hochwertigem Muff bzw. Nierenwärmer verarbeiten lassen. Dank der eindeutigen Markierung kann der Jäger sicher sein, seinen eigenen Balg wieder zurück zu bekommen.
Bundesweit gibt es schon 260 Sammelstellen
Schon im vergangenen Winter waren die Jägerinnen und Jäger in Deutschland fleißig und haben mit der Sammlung vieler erlegter Tiere den Grundstein für den Erfolg des Projektes „Fellwechsel“ gelegt: Es gibt aktuell in Deutschland 260 Sammelstellen, in denen das Rohmaterial für die Fellwechsel GmbH gesammelt wird. „Wir hoffen, dass in der nächsten Jagdsaison im Winter 2018/2019 weitere Sammelstellen dazu kommen“, wünscht sich Daniels.
Die Fellwechsel GmbH wurde vom Deutschen Jagdverband e.V. und vom Landesjagdverband Baden-Württemberg e.V. ins Leben gerufen. Ziel ist es, Bälge von Fuchs, Waschbär, Steinmarder und Co. sinnvoll zu verwerten. Bei der Jagdausübung und aus Gründen des Artenschutzes werden schon jetzt viele Tiere erlegt. Bisher wurden aber die wenigsten verwertet – das soll sich ändern. „Wir haben mit diesen Bälgen ein natürliches, nachhaltiges und sehr hochwertiges Produkt und können damit hervorragend auf den Markt reagieren“, so der Landesjägermeister Baden-Württemberg Dr. Jörg Friedmann. Pelz ist bei Verbrauchern durchaus aktuell. Nachdem die Pelztierzucht bei uns weitgehend verboten wurde, werden inzwischen verstärkt Felle, die in der freien Wildbahn gewonnen werden, nachgefragt.
Das Besondere bei Fellwechsel: Die Tiere stammen alle aus heimischer Jagd. Und jeder einzelne Balg kann durch eine Identifikationsnummer zurückverfolgt werden. Die Gerbung erfolgt außerdem bei allen verarbeiteten Produkten in Deutschland.
Weitere Informationen
rund um Fellwechsel gibt es im Internet auf www.fellwechsel.org