Ziel eines erfolgreichen Prädatorenmanagements ist es, die Frühjahresdichte der noch im Revier verbliebenen Prädatoren möglichst auf ein Minimum herabzusenken. Wer das gerade beim Fuchs, einem der Hauptprädatoren auf unser Niederwild, bis zum Ende der Jagdzeit ausreichend geschafft hat, muss im Mai nicht viele Gehecke suchen. Doch spätestens ab Juni wandern wieder einzelne Gehecke zu. Nicht nur am Bau, sondern auch auf frisch gemähten Wiesen und Stoppelfeldern können die Jungfüchse in Gebieten, für die eine Hegegemeinschaft besteht, in dieser Zeit erfolgreich bejagt werden. Am 1. Juni beginnt zudem die Jagdzeit auf Jungdachse. Wer viel Maisanbau im Revier hat, sollte dies nutzen und im Juni auch Meister Grimbart nachstellen.
Über die Sinnhaftigkeit der Jungfuchsbejagung
Die Jungfuchsbejagung bietet jeden Frühsommer aufs Neue Stoff für Diskussionen. Um Jungfüchse bejagen zu dürfen, ist in Baden-Württemberg seit der Einführung des Jagd- und Wildtiermanagementgesetzes eine bestätigte Hegegemeinschaft notwendig. Wer Mitglied in einer solchen Gemeinschaft ist, kann ab dem 16. April den Jungfüchsen nachstellen. Während sich nicht wenige lediglich fragen, mit welcher Strategie die Jungtiere am besten bejagt werden, stellen andere zur Debatte, ob die Jagd auf die jungen Prädatoren überhaupt notwendig ist – und manch einer bringt es schlicht nicht übers Herz, einen Welpen zu erlegen.
Fakt ist: Ein effektives Prädatorenmanagement legt den Grundstein für die erfolgreiche Niederwildhege. Wer den Schutz von Bodenbrütern wie Kiebitz, Feldlerche und Co. oder unseren klassischen Niederwildarten ernst nehmen möchte, sollte sich bereits früh mit diesem Thema auseinandersetzen. Mögliche Geheckbauten suchen, kartieren und regelmäßig kontrollieren. Wer ein Geheck gefunden hat, wird spätestens ab Mitte Mai häufig durch zu hohe Vegetation an der Entnahme gehindert: Jungfuchsfallen aus Drahtgitter sind in Baden-Württemberg schon seit einiger Zeit nicht mehr zulässig und Raps, Wintergetreide, noch nicht gemähte Heuwiesen – selbst in und an Hecken schießt und sprießt die Vegetation und verdeckt die Sicht. Betonrohrfallen in Gehecknähe oder gezielt in die Nähe des Geheckbaus gestellte Kastenfallen können hier Abhilfe schaffen.
Fuchs zieht um, Dachs bleibt zu Hause
Kann man die befahrenen Geheckbaue einfach freischneiden? Nunja, wer tagsüber in einer Hecke oder im Wald ein Geheck bestätigt hat und anschließend möglichst leise und unauffällig mit einem langen Ast ein paar Brennnesseln zu Boden drückt, hat abends sicherlich noch eine ganz gute Chance. Wer sich hingegen mit Motorsäge oder Freischneider großzügig vor dem Bau Platz verschafft und es dann erst Tage später dort versucht, wird enttäuscht den Rückzug antreten. Bei zu großer Störung um den Bau herum zieht die Fuchsfähe schnell mit ihren Jungen um – und die Suche nach dem Geheck beginnt erneut. Absolute Vorsicht ist bereits bei der Kontrolle der Baue geboten!
Dachse sind in dieser Hinsicht deutlich unempfindlicher. Selbst wenn ein oder zwei Jungtiere am Bau erlegt werden, bleibt der Rest der Familiensippe in der Regel im selben Bau.
Erfolg durch Mobilität
Mobile Ansitzleitern sind den Sommer über sicherlich in vielerlei Hinsicht eine ideale Ergänzung im Revier. Egal ob Rehwildbejagung, Wildschadensabwehr oder die Bejagung von Jungtieren am Bau, die Vorteile gegenüber festen Ansitzeinrichtungen überwiegen. Dabei sollten diese jedoch unbedingt leicht, dennoch stabil und gut transportabel sein. In sicherer Entfernung an einem Bau platziert und möglichst verdeckt, um nicht direkt von der Fähe beim Verlassen des Baues eräugt zu werden, ist der Erfolg quasi vorprogrammiert. Wichtig ist bei der Jungfuchsbejagung am Bau vor allem, dass man zunächst die genaue Anzahl der Jungtiere ermittelt und erst danach mit der Erlegung idealerweise des gesamten Gehecks am selben Morgen oder Abend beginnt. Solange der Fähe ein einziger Jungfuchs bleibt, trägt Sie unbegrenzt Nahrung zu.
Doch was, wenn der Bau so unzugänglich liegt, dass kein normales Herankommen möglich ist und auch die Kastenfalle keinen Erfolg bringt? In solchen Fällen bleibt manchmal nur eins übrig: abwarten. Die Jungen wachsen schnell heran und erweitern ihren Aktionsradius von Woche zu Woche. Ein Ansitz am nahegelegenen Weg bringt hier häufig schnellen Erfolg. Gerade morgens, wenn die Wiesen und Felder noch taunass sind, bewegt sich Raubwild gerne auf unserem Wegenetz. Sie kommen somit schnell, trocken und meist unbemerkt voran. Auch deren Jungtiere spielen, gerade bei gutem Wetter, morgens gerne auf den Wegen. Auf diese Art und Weise lassen sich Fuchs und Dachs den ganzen Sommer über gut bejagen. Gerade größere Wegkreuzungen sind hierbei erfolgsversprechend. Will man den Altfuchs im späteren Jahresverlauf bejagen, lässt man diesen allerdings besser am Sitz vorbeischnüren und versucht, ihn danach zu erlegen. Ein kurzes Mäuseln kann ihn dabei häufig zum Verhoffen bringen. Wer sich bei einem auf sich zuschnürenden Fuchs aber zu früh bewegt, wird schnell eräugt und verspielt die Chance. Der Dachs ist für seinen schlechten Gesichtssinn bekannt und weniger empfindlich, solange der Wind passt.
Bejagung am Stoppelfeld und frisch gemähten Wiesen
Seit Mitte Mai sind vielerorts bereits die ersten Heuwiesen gemäht und stellen wahre Fuchsmagnete dar. Mäuse, die sich nach der Mahd gerne von den ausfallenden Grassamen ernähren, ziehen Reineke von weither an. Bereits in der ersten Nacht werden frisch gemähte Wiesen deshalb bevorzugt vom Fuchs nach Nahrung abgesucht. Das kurze Gras erleichtert ihm die Jagd auf Mäuse, die sich auf die neue Lebensraumsituation erst einstellen müssen. Dasselbe gilt natürlich auch für Getreidestoppeln. Ausfallgetreide als Mäusenahrung und offene, niedere Bodenstrukturen machen es dem Fuchs auch hier sehr leicht. Wer zuvor nicht an das Geheck herankam, kann nun seine Chancen an diesen Flächen nutzen. Die Jungtiere sind noch unerfahren, gut anhand ihrer geringen Größe von Alttieren zu unterscheiden und lassen sich recht einfach erlegen.
So schnell solche Flächen Füchse, Marder oder Dachse anziehen, so schnell verfliegt deren Wirkung jedoch wieder. Fast täglich werden neue Flächen gemäht oder abgeerntet. Gerade Grünland wächst bei ausreichend feuchtem Boden sehr schnell wieder hoch, sodass die Mäuse wieder besser geschützt sind und der Fuchs kein leichtes Spiel mehr hat. Wie schaffen wir es also, das Raubwild länger an diese Fläche zu binden? Ein zusätzlicher Anziehungspunkt sind Obstbäume. Besonders Steinobst wie Kirschen, aber auch Mirabellen und Zwetschen erhöhen die Attraktivität solcher Flächen auf natürliche Weise. Wo Kirschbäume im Juni auf Acker und Wiese stehen, da schnürt das Raubwild schon einmal gezielt hin. Wer kennt sie nicht, die mit Kirschkernen übersäten Losungshaufen. Luderbrocken sind sicherlich ein weiteres gutes Mittel, um diese Flächen zusätzlich aufzuwerten. Täglich mehrere kleine Brocken auf der Fläche verteilt halten den Fuchs deutlich länger auf der Fläche als ein kompletter Rehaufbruch am Stück. Tiefgefroren lässt sich Aufbruch übrigens hervorragend mit einer Bandsäge aufsägen oder mit einem Beil in kleinere Stücke hacken. Die Luderbrocken sollten ca. 50 bis 80 Meter vor dem Sitz vergraben werden. Die Hauptwindrichtungen sind natürlich zu berücksichtigen. Im Idealfall findet sich ein Platz, an den man sowohl bei Ost- als auch bei Westwind sitzen kann. Je nach Reviergröße und Anzahl der Jägerinnen und Jäger kann natürlich auch an mehreren Flächen im Revier „geludert“ werden, was auf die Fläche gerechnet die Erfolgschancen erhöht. Wichtig ist dabei lediglich, dass die Flächen nicht zu nahe aneinander liegen. Während wir im Winter einen Abstand von 2 bis 3 km zwischen den einzelnen Luderplätzen nicht unterschreiten sollten, reicht im Sommer ein Abstand von einigen hundert Metern bis etwa einem Kilometer. Wer wenig Füchse im Revier hat, wird nicht auf jeder Fläche zum Erfolg kommen und die Luderbrocken werden bei warmen Temperaturen schnell schlecht, wodurch sie ihre Lockwirkung auf Fuchs und Dachs verlieren.
Mit Bedacht reizen
Wem all das nicht ausreicht, der kann sein Glück zudem bei der Reizjagd versuchen. Mauspfeifchen, Vogelangstgeschrei oder gar der Kitzfiep haben sich bei der Jungfuchsbejagung im Sommer als besonders gut erwiesen. Doch wie so oft gilt auch hier: Weniger ist mehr. Gerade wenn Rehwild sich in direkter Umgebung befindet, sollte man den Kitzfiep mit Bedacht einsetzen. Besonders junge Geißen reagieren sehr schnell auf diese Laute und stehen oft bis auf wenige Meter zu. Die Hasenklage hingegen kann Jungfüchse teils eher erschrecken als anlocken.
Wer Jungfüchse im Anblick hat, muss sich im Übrigen in keinster Weise beeilen: Die unerfahrenen Jungtiere sind durch ihre Neugierde und Unerfahrenheit so mit sich selbst und der Verbesserung ihrer Sinne und Fähigkeiten beschäftigt, dass sie nur wenig auf ihre Umgebung achten. Selbst wenn man mehrere Jungtiere vor sich hat und den ersten erlegt, bietet sich oft noch eine zweite oder gar dritte Chance.
Pirschen - nicht nur auf Raubwild
Im Juni und Juli lässt sich auch die Pirschjagd auf Jungraubwild an Heuwiesen, besonders aber auf Stoppeläckern, auch mit der Jagd auf Schwarzwild kombinieren. Durch den Einsatz moderner Beobachtungs- und Vorsatztechnik ist ein schnelles Abglasen solcher Flächen auch auf größere Entfernung möglich. Gerade unerfahrenes Jungraubwild, aber auch Schwarzwild hält sich gerne längere Zeit auf den Stoppeln auf, um nach Mäusen, Kleinsäugetieren, Fallobst und – im Fall von Schwarzwild – auch nach Ausfallgetreide zu suchen. Hier ergeben sich in nahezu jedem Revier häufig sehr gute Chancen. Die Reizjagd kann dabei auch das Schwarzwild anlocken. Besonders der – mit Bedacht – eingesetzte Kitzfiep lockt die Sauen. Gerade wenn einzelne Überläufer, aber auch ganze Rotten in der angrenzenden Deckung zu hören sind, stehen die Chancen gut. Wichtig ist dabei nur, dass die Sauen keinen Wind bekommen.
Benjamin Gut (LJV)